Der lausige Begleiter (Teil 1)


 

Es war an einem schönen Sommertag. Ich ahnte nichts. Ich ließ mich auf einem gestreiften Liegestuhl nieder und begann, an einem gelben Wassereis zu lutschen. Vor mir ein Teich, in dem sich Enten kabbelten. Schon lange befand ich mich in einer ernsten Beziehung mit der random person, mit der ich damals liebäugelte. Zusammen bewohnten wir nun ein großes Schloss. Nur gab es ein Problem. Besagte random person, mit der ich nun mein Dasein fristete, hatte eine unangenehme Angewohnheit entwickelt.

Wenn man in einer Beziehung ist, lernt man sich besser kennen. Da traut man sich auch mal was. Da ist man nicht mehr so zurückhaltend und zeigt sich auch nicht immer unbedingt nur von der besten Seite. Da mache ich mich selbst auch schuldig und will hier niemanden anprangern.

Aber dann kam es so, dass die random person an diesem schönen Sommertag hinunter zu mir an den Teich kam, an dem ich saß, nachdenklich Wolkenbilder betrachtete und mein Wassereis lutschte. Sie setzte sich zu mir. Ich legte meine Hand auf ihren Oberschenkel und fragte, wie ich fand, sehr nett: "Na, wie gehts dir?" Sie antwortete in einem leicht bedrückten Ton, dass sie sich Sorgen mache. "Worüber denn?" Fragte ich verwundert, hatte ich doch den Eindruck, dass einfach alles traumhaft war. "Ich weiß nicht" zögerte die random person und wand sich, als müsse sie sich gewaltig zwingen, mir etwas mitzuteilen. Ich runzelte die Stirn. "Schatz" sagte ich warnend "was ist los?"

Die random person blickte mir direkt in die Augen, seufzte, und sagte leise: "Ich habe mit dem indischen Botschafter herumschlawinert." Ich stöhnte auf und sagte: "Nicht das schon wieder." Genau das meinte ich mit der unangenehmen Angewohnheit. Wenn es zu lange kein Drama gab, wurde eben eins erfunden. Dann wurde eben mit dem indischen Botschafter, der schon länger ein Freund der Familie war, herumschlawinert. Ich fragte mich wirklich, ob die random person an dem indischen Botschafter irgendwas fand, was ich ihr nicht bieten konnte. Die Zweifel waren allerdings berechtigt, da wenig Variation in unserem Liebesspiel stattfand, da ich vornehmlich gekrault werden wollte. Der indische Botschafter hingegen schien da ein ganz anderes Kaliber zu sein. Dieser markante Kieferknochen..

Ich stand auf und ging Richtung Schloss. Ich wusste, dass das Gespräch nirgendwo hin führen würde und entschied mich, wegzugehen, bis sich die Gemüter beruhigt hätten. Früher oder später würde die random person wieder nach Liebe lechzend angekrochen kommen, und dann würde ich mit einer entkorkten Flasche Wein nackt auf dem Kaminvorleger liegen, nur zu bereit, eine umfassende Entschuldigung anzunehmen.

Also duschte ich genüsslich, hörte meine Lieblingsmusik und aß Schnapspralinen, die ich in einer Schublade gefunden hatte. Ich rief nach dem Butler Arthur, damit er mir das Handtuch reiche und hüllte mich in mein komfortabelstes Gewand. So tanzte ich ausgelassen durchs Schloss, um den markanten Kiefer des indischen Botschafters endgültig aus meinen Gedanken zu vertreiben. Ich tanzte durch das lange Zimmer, in dem normalerweise die Tafelrunde saß und speiste, den Ballsaal hinab, bis in die Bibliothek.

Dort setzte ich mich in meinen Lieblingssessel, schlug die Beine übereinander und öffnete den Bildband über Grönland, den ich zu meinem letzten Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Konzentriert vertiefte ich mich in endlose Schneelandschaften und besah erstaunt das Bild eines Eisbären, der eine Pfote in kaltes Gletscherwasser tauchte, als ich ein lautes Rumpsen hörte. Contenance sagte ich mir, hielt aber inne und spitzte die Ohren nach weiteren Geräuschen. Es rumpste erneut, mehrere Male, dann fiel etwas scheppernd zu Boden.

Ich schnalzte missbilligend mit der Zunge und bequemte mich aus meinem Sessel, um nach dem Rechten zu sehen. Ich stieg die holzgetäfelte Wendeltreppe hinab, in die Richtung, aus der ich meinte, das Rumpsen zu vernehmen. Kurz darauf befand ich mich in einem behaglichen, mit Teppichen ausgehängten Zimmer und dem Kamin, auf dessen Vorleger ich zu räkeln mich gedachte, wenn der Zeitpunkt angemessen schien. Und was ich dort sah, ließ mir den Atem stocken.

 

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It was a beautiful summer day. I had no idea. I sat down on a striped deck chair and began to suck on a yellow water ice. In front of me a pond in which ducks squabbled. I had been in a serious relationship with the random person I had been wondering about whether she found me attractive for a long time. Together we now lived in a large castle. Only there was a problem. The said random person, with whom I was now living, had developed an unpleasant habit.

When you are in a relationship, you get to know each other better. You dare to do something. You're not so reserved anymore and you don't always show yourself from the best side. I make myself guilty and don't want to denounce anyone here.

But then it happened that on this beautiful summer day the random person came down to me at the pond where I was sitting, contemplating cloud pictures and sucking my water ice. She sat down with me. I put my hand on her thigh and asked, how I thought, very nicely: "Well, how are you?" She answered in a slightly depressed tone that she was worried. "About what?" I asked, surprised, as I had the impression that everything was simply dreamlike. "I don't know" the random person hesitated and waved as if she had to force herself to tell me something. I frowned. "Honey" I said warning "what's going on?"

The random person looked me straight in the eye, sighed, and said quietly, "I've been banging around with the Indian ambassador." I moaned and said, "Not that again." That's exactly what I meant by the unpleasant habit. If there was no drama for too long, one was invented. Then the Indian ambassador, who had been a friend of the family for a long time, was just being beaten around. I really wondered if the random person at the Indian ambassador found anything I couldn't offer her. The doubts were justified, however, as there was little variation in our love play, as I mainly wanted to be cuddled. The Indian ambassador on the other hand seemed to be a completely different caliber. This striking jawbone...

I got up and walked towards the castle. I knew that the conversation would lead nowhere and decided to leave until the emotions had calmed down. Sooner or later the random person would come crawling for love again, and then I would lie naked on the fireplace rug with a uncorked bottle of wine, only too willing to accept a comprehensive apology.

So I took a good shower, listened to my favourite music and ate some liquor chocolates I had found in a drawer. I called for the butler Arthur to give me the towel and wrapped myself in my most comfortable robe. So I danced exuberantly through the castle to finally drive the striking jaw of the Indian ambassador out of my thoughts. I danced through the long room, in which normally the Round Table dined, down the ballroom to the library.

There I sat down in my favourite armchair, crossed my legs and opened the illustrated book about Greenland, which I had received as a gift for my last birthday. I concentrated on endless snowy landscapes and was amazed to see the picture of a polar bear dipping a paw into cold glacier water when I heard a loud rump. I said to myself, "Contenance," but paused and pricked my ears for more sounds. It rumped again, several times, then something clattering fell to the ground.

I clicked my tongue disapprovingly and got out of my armchair to check if everything was ok. I descended the wood-panelled spiral staircase in the direction from which I thought I heard the rumps. Shortly thereafter I found myself in a comfortable room hung out with carpets and the fireplace on whose rug I thought I would loll when the time seemed appropriate. And what I saw there made my breath stand still.