Die streng geheime Operation (26)


Mit zackigen Bewegungen und ohne viel Trallala schneidet Jürgen einen Ärmel des Königs ab und eine grünliche, große Beule kommt zum Vorschein.

Er sagt: "Aufgepasst jetzt. Das ist eine streng geheime Operation. Graf L'Hannes von Techtelmechtel wurde heute Nacht schwer krank hier eingeliefert. Es handelt sich um eine uns unbekannte Vergiftung. Vielleicht ist es die Pest. Jedenfalls sind wir verzweifelt genug, alles auszuprobieren. Auch ihre komischen Egel." Er seufzt.

Die Frau guckt mit verweinten Augen hoch und schluchzt: "Werdet ihr ihn retten können?"

Joao muss ein Kichern unterdrücken, als er mannhaft sagt: "Wir werden alles tun, was in unseren Kräften steht. Wir sind extra aus dem Iran eingeflogen."

"Aus dem Iran!" Schluchzt die Frau auf. "Tatsächlich?" 

Etwas forscher sagt sie dann: "Ich bin übrigens Lady von Techtelmechtel. Und das sind unsere Kinder, Johannes und Peter. Der einfältige Rüpel dort ist Knecht Jonas." Sie wirft dem Jüngling mit der Mistgabel einen abschätzigen Blick zu.

Dann guckt sie Samuel angeekelt an und fragt: "Warum sind Sie denn so blutig. Kennen Sie das Wort "steril" im Iran nicht? Hm?"  Samuel nuschelt irgendwas unverständliches. "Was??" fragt die Frau aber wendet sich direkt an den Wachmann: " Und bitte- könnten Sie bitte diese Pistole ablegen. Ich fühle mich dabei nicht wohl."

Sie zieht die Augenbrauen hoch und fragt dann Fiona: "Und was haben Sie mit Ihrem Schwanz gemacht? Sehen alle Mediziner aus dem Iran so aus?" Sie schüttelt den Kopf. "Naja. Solange sie Graf von Techtelmechtel wieder heil machen, ist mir alles recht."

Die Kinder scharren verlegen mit ihren Füßen herum.

Jonas, der Knecht, befingert selbstvergessen die Zinken seiner Mistgabel.

"Also!" Sagt Joao, Tatendrang ausstrahlend.

Er rollt die nicht vorhandenen Hemdsärmel hoch und sagt: "Egel bitte!" Der Arzt, der nicht Jürgen heißt, reicht ihm eine Metallschale, in der die zwei Egel glücklich herumkringeln.

Joao zieht die Gummihandschuhe klatschend an, nimmt das erste Blutegel und setzt es ohne viel Federlesen auf die Schwellung.

Dann macht er das gleiche mit dem Zweiten.

Die Blutegel beißen sich direkt fest und fangen an zu saugen. Ihre dunkelroten, glänzenden Leiber kontraktieren mit jedem Zug.

Sie alle stehen um den OP- Tisch herum und starren die saugenden Egel fasziniert an.

"Wie lange müssen die Dinger saugen?" Fragt eine der Ladies angeekelt, während sie den Wachmann streichelt, der sich ganz grün im Gesicht an ihr abstützt und: "Ich bin für sowas nicht gemacht" stöhnt.

"Bis sie satt sind" kichert Joao vergnügt. Fiona hat sich betont in eine andere Richtung gedreht und wedelt nervös mit ihrem abgeknickten Schwanz. "Sag mal hat nicht mal jemand von euch ne Stecknadel" lässt jetzt die andere Lady verlauten "damit ich mal endlich dieses doofe Kleid festkriege."

"Können Sie sich darum nicht später kümmern" sagt Lady von Techtelmechtel hochnäsig, ohne den Blick von den Blutegeln abzuwenden, die weiterhin genüsslich saugen.

Die Schwellung wird sichtbar kleiner.

Mit jedem Zug der Egel scheint wieder mehr Farbe in das Gesicht des Grafens zurückzukehren.

Die Egel saugen weiter und weiter, bis auf einmal der eine einen kleinen Rülpser von sich gibt und abfällt.

"Jetzt ist er satt!!" Verkündet Joao und nimmt den Egel vom Bettlaken.

Der Graf fängt langsam an, sich zu regen. Er blinzelt mit den Augen und stöhnt: "Wo bin ich, was ist passiert" "Techtelmechtelchen!!!" Ruft die Frau affektiert und stürzt ihm unladyhaft in die Arme.

Er tätschelt ihr müde den Rücken.

Die beiden Ärzte machen High Five, weil sie nun Mitarbeiterteam des Monats werden.

Dann rülpst auch der andere Blutegel und fällt ab.

Joao schnappt ihn sich, und hält ihn nah an das Gesicht des Grafen: "Schau ihn dir genau an" murmelt er dem Blutegel zu, der sich zwischen seinen Fingern windet. "Den hast du gerade gesund getrunken! Das hast du toll gemacht." Und mit diesen Worten legt er ihn zu seinem Freund zurück in die Metallschale.

Die beiden Kinder Johannes und Peter schauen nun schüchtern ihren gesundenden Papa an.

Der Knecht sagt gleichgültig: "Es ist 17:00, ich habe jetzt Feierabend. Bis morgen." Und steht auf, schultert die Mistgabel, wobei er ein goldenes Relief zerkratzt, und geht.


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